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Der Protagonist in Frischs später Erzählung Der Mensch erschein im Holozän (1979) ist von Gedächtnisverlust bedroht, deshalb ergreift er Maßnahmen gegen das Vergessen, indem er Wichtiges aus Sachbüchern ausschneidet. Diese Fremdmaterialien werden in den Text einmontiert, so inszeniert Frisch Lethe-Effekte. Erzählstrategisch ist das eine Herausforderung; Frisch arbeitet in diesem Text mit Analogien, Wiederholungen und vor allem mit Negationen. Das fordert den Leser als Co-Autor heraus, will er sich gegen das drohende Verschwinden des Sinns positionieren. Seine Reflexionsfähigkeit wird damit auch auf aktuelle Probleme der Umweltzerstörung gelenkt. Der Mensch erschein im Holozän ist ein frühes Beispiel für einen postmodernen Roman, in dem Wissen poetologisch verarbeitet ist.