Browse results
Darin wird eine Dialektik der musikalischen Schrift greifbar, die wichtige theoretische Einsichten für die Beschäftigung mit musikalischen Schriftphänomenen liefert. Aus unterschiedlichen Perspektiven befragen die Beiträge dieses Bandes Adornos Thesen und Gedankengänge zu musikalischer Schrift und Interpretation auf ihre theoriebildenden Potenziale, die im Lichte aktueller Forschungsdiskurse entfaltet werden.
Denn die monologisch geschlossene Anlage des einzelnen Werks wird durch ein weiteres Werk geöffnet und kontextualisiert. Warum sollten nicht auch musikalische Werke in eine Beziehung treten können, die sie gleichzeitig erklingen lässt? Und wie könnte so eine Beziehung kompositorisch beschaffen sein? In den letzten 70 Jahren haben viele namhafte Komponist:innen wie Darius Milhaud, Chaya Czernowin, Adriana Hölszky, Julio Estrada oder Klaus Huber das Konzept der Vergleichzeitigung umgesetzt. Anhand vieler verschiedener Beispiele und künstlerischer Reflexionen wird mit diesem Buch das Poly-Werk erstmals eingehend und detailliert dargestellt.
Leila Zickgraf zeigt erstmals, dass Stravinskij mit dem Sacre sein höchst eigenes ‚Theater der Zukunft‘ verwirklichte – gemeinsam mit dem Choreografen Vaclav Nižinskij und inspiriert von Georg Fuchs sowie Edward Gordon Craig. Durch die Rhythmen seiner Komposition versetzte er nämlich Tänzer wie Publikum in einen körperlich erfahrbaren Rausch, wodurch er die Zuschauer ins Bühnengeschehen integrierte. Die Ballets Russes nahmen damals – 1913 – eine mechanistische Ästhetik vorweg, die in Musik, Tanz und Theater merklich erst in den 1920er Jahren in Erscheinung treten sollte. Mit seiner interdisziplinären Ausrichtung zwischen Tanz-, Kultur-, Theater- und Musikwissenschaft sowie seiner umfassenden, auch russischsprachigen Quellenerschließung leistet das Buch einen wichtigen Forschungsbeitrag zu einem nicht wenig untersuchten, aber – wie sich zeigt – in zentralen Aspekten noch immer ungenügend ausgeleuchteten Meisterwerk.