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Rhetorische Grundlagen, poetische Konzepte, philologische Metaphorik, 1700-2000
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Die Konjunktur von Ressourcenfragen in den Philologien gibt Anlass, einen Schritt zurückzutreten und nach der älteren Metapher zu fragen: nach der rhetorischen, poetischen und philologischen »Quelle«.
Etabliert sich die »Quelle« als Terminus im engeren Sinne tatsächlich erst in den verwissenschaftlichten Philologien des 19. Jahrhunderts? Wie stark überlagert der romantische und postromantische Leitdiskurs alternative Quellenverständnisse? Je genauer man hinsieht, desto deutlicher erweist sich die Quellenmetapher als hintergründig, vielschichtig, problematisch. Wo verflacht die Rede von der Quelle in der Metaphernvergessenheit der Hilfswissenschaften? Wo wird das Versprechen der Unerschöpflichkeit zur Zumutung und Bedrohung? An welcher Stelle kommt das Ressourcenverständnis als Gegenszenario ins Spiel?
Ästhetik und Sozialgeschichte von Bühnenprologen
Vorreden und Vorspiele von Theatereröffnungen sind einzigartige Standortbestimmungen von Bühnen im öffentlichen Raum, die der Band in einer Reihe exemplarischer Einzelanalysen vorstellt. Eröffnungen kommen nicht ohne Reden aus, sind aber nur selten kunstvoll gestaltet. Anders Theatereröffnungen, die dem Publikum einen Eindruck von der dramatischen Kunst des Hauses vermitteln sollen. Deshalb wurden Eröffnungsprologe immer wieder bei besonders prominenten Autor:innen in Auftrag gegeben (bei Goethe und Schiller in Weimar, Keller und Meyer in Zürich, Hofmannsthal und Altenberg in Wien). Sie fungieren als programmatische, kunstvoll gestaltete Standortbestimmungen der Bühnen. Vorreden und Vorspiele führen auf die Beschaffenheit der Bühnen hin, stellen Ensembles vor, beschwören den Geist des Hauses, sprechen übers Geld, adressieren Publikumserwartungen und denken in grundsätzlicher Weise über das Theater und seine Rolle im öffentlichen Leben nach.
Ein Krankheitsdiskurs und seine Darstellung in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur
Demenz fordert die gegenwärtige Gesellschaft heraus. Dies stellt nicht nur die Medizin vor Herausforderungen. Es stellen sich auch wichtige Fragen zum Umgang mit erkrankten Menschen und ihrem sozialen Umfeld. Daran zeigt sich, dass Demenz ein reflexionsbedürftiger Gegenstand mit vielen Facetten ist. Die deutschsprachige Gegenwartsliteratur reagiert ab der zweiten Hälfte der 1990er Jahre mit Kontinuität auf den Diskurs über Demenz. Dabei adaptiert sie nicht bloß zirkulierendes Wissen über den Gegenstand ‚Demenz‘, sondern gestaltet ihn im Rahmen ästhetischer Konzeptionen mit. Auf Basis der Diskurstheorie von Michel Foucault und der Wissenspoetologie von Joseph Vogl untersucht die Arbeit die vielschichtigen Darstellungsweisen von Demenz innerhalb von Literatur. Dabei identifiziert sie ein breites Spektrum, das von Normierungsbestrebungen bis zu offen konzipierten Textkonstruktionen reicht.
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Die Studie widmet sich der Bildwelt in Walter Benjamins Aufzeichnungen zu Franz Kafka, deren rätselhafte Bilder als Schlüssel zu seiner Kafka-Lektüre verstanden werden. Zentrales Motiv dieser Lektüre ist die Hoffnung, die Benjamin im „Unfertigen und Ungeschickten“ der Figuren Kafkas verwahrt sieht. Das Buch geht diesem Motiv nach, indem es die Zusammenhänge zwischen sprachlichen und materiellen Bildern in den Fokus rückt. Die von Benjamin zur Deutung Kafkas herangezogenen Porträtbildnisse, Stummfilme, asiatischen und expressionistischen Gemälde werden eingehend untersucht. So gelingt der Nachweis, dass im Zentrum von Benjamins bildhaftem, vermeintlich esoterischen Kafka-Studium die Suche nach befreienden Momenten steht. Hundert Jahre nach Kafkas Tod und neunzig Jahre nach dem Erscheinen von Benjamins Kafka-Essay leistet sie damit einen wichtigen Beitrag zum Nachleben der Kafka-Texte Benjamins.
Der literarische Institutionendiskurs seit der Aufklärung
Literatur hat seit der Aufklärung in den öffentlichen Debatten ganz wesentlich zur Erkundung, Kritik und Legitimierung von Institutionen beigetragen. Im Anschluss an die äußerst produktive Forschung zur Gattung des „Institutionenromans“, wie er sich während der klassischen Moderne bei Autoren wie Robert Walser, Franz Kafka und Robert Musil auf paradigmatische Weise herausbildet, soll dieser Sammelband das Verhältnis von Literatur und Institution in einem möglichst weit gesteckten diskurs- und gattungsgeschichtlichen Kontext neu auf den Prüfstand stellen.
Mit Beiträgen von Rüdiger Campe, Benjamin Bühler, Rupert Gaderer, Anja Gerigk, Ulrich Kinzel, Andrea Krauss, Karin Krauthausen, Johannes Lehmann, Clemens Pornschlegel, Patrick Primavesi, Adrian Robanus, Mareike Schildmann, Marcus Twellmann und Martina Wernli.
Gefühlspolitik im Drama des 18. Jahrhunderts
Diese Studie findet einen neuen Zugang zur Literatur des 18. Jahrhunderts, indem sie die Dramen Goethes, Schillers, Voltaires und Diderots sowie die populären Unterhaltungsdramen Ifflands und Kotzebues im Kontext des politischen Spannungsfeldes von Agonalität und empfindsamer Ethik deutet. Agonalität, also Wettstreit und Konkurrenz, ist für die Konstitution politischer Gemeinschaften wesentlich. Gruppen, Parteien und Individuen kämpfen im Feld des Sozialen um Teilhabe. Damit einher geht die Gefahr der Eskalation, der gewaltsamen Austragung von Konflikten, sei es durch Aufstände, Revolutionen oder Kriege. Die Aufklärung reagiert auf diese Gefahr mit dem empfindsamen Konzept der allgemeinen Menschenliebe, die soziale Spannungen ausgleich soll. Die Studie zeigt anhand eines Korpus von über 80 Dramen, wie die gegenläufigen Phänomene von Agonalität und Menschenliebe die europäische Dramenproduktion der Zeit prägen und die Bildung neuer Gattungen wie das rührende Schauspiel vorantreiben.
Robert Musils Schweizer Exiljahre 1938-42
Series:  Musil-Studien
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Der Jahrhundertroman "Der Mann ohne Eigenschaften" blieb unvollendet, als der Schriftsteller Robert Musil 1942 beinahe mittellos im Genfer Exil verstarb. Der vorliegende Band macht es sich zur Aufgabe Robert und Martha Musils Exiljahre in der Schweiz nachzuzeichnen, von ihrer Ankunft in Zürich über den Umzug nach Genf und schließlich die Weiterreise Martha Musils nach Rom. Basierend auf den Dokumenten des Genfer Dossiers, die 2012 öffentlich zugänglich wurden und hier abgedruckt sind, wird deutlich, dass der Aufenthalt des Ehepaars Musil in der Schweiz keinesfalls selbstverständlich war. Neben diesen Aufzeichnungen über die Verhandlungen zum Aufenthalt finden sich weitere wertvolle Informationen, die es erlauben, das prekäre Leben Musils in der Schweiz zu rekonstruieren.
Der alpine Diskurs und die moderne Literatur
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Die vorliegende Studie gilt der Wahrnehmungs- und Diskursgeschichte des hochalpinen Raums und seiner poetischen Inszenierung in der deutschsprachigen Literatur der Moderne. Waren die Alpen seit der Aufklärung als faszinierende Landschaft entdeckt worden, so trug die spätere ‚Eroberung‘ des Gebirges und seine touristische Erschließung ambivalente Züge: Die Wildnis wurde kulturell förmlich kolonisiert. Schon um 1900 gerät die Literatur daher in ein vielfach kritisches Verhältnis zu Elementen und Stereotypen des tradierten Alpenbildes. Im 20. Jahrhundert aber führen der Gebirgskrieg, die Mediengeschichte von Fotografie und Film und das Expeditionsbergsteigen zu neuer Faszination und neuen Entwicklungen des Diskurses über die Alpen. Die Arbeit verfolgt das Wechselspiel von kultureller Wahrnehmung und literarischer Inszenierung an einer Fülle von Texten und erforscht über deren „Poetik der Höhe“ eine weitgehend unbekannte Seite der literarischen Moderne.
Literatur, Kunst und Wissenschaftsphilosophie
Der Band handelt von Hermann Broch im Kontext der österreichischen Moderne seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Im ersten Teil werden Brochs Beziehungen zu anderen Schriftstellern wie Franz Kafka, Hugo von Hofmannsthal und Karl Kraus herausgestellt sowie zur Malerei und Musik. Hier sind es Arnold Schönberg und Alban Berg, deren neuartiges Kompositionsverfahren der Zwölftontechnik ihn faszinierte. In der Malerei ziehen Anton Faistauer und Georg Merkel seine Aufmerksamkeit auf sich. Dargestellt werden außerdem die Folgen der politischen Polarisierung und des Austrofaschismus für das Roman- und Essaywerk Brochs sowie sein literarischer Beitrag zum österreichischen Widerstand. Der zweite Teil geht dem Einfluss des Logischen Empirismus des Wiener Kreises auf Brochs Denken und literarische Schreibweisen nach. Für den radikalen Aufbruch der Philosophie auch im Zeichen einer umfassenden Ideologiekritik stehen Namen wie Rudolf Carnap, Hans Hahn, Karl Menger und Moritz Schlick. Mehr dem Neukantianismus zuzuordnen ist Hans Vaihinger, dessen ausgefeilte Fiktionstheorie dem Schriftsteller verschiedene Anknüpfungspunkte bot. Zudem werden erste Versuche unternommen, die bedeutende Stellung der Mathematik im Werk Brochs zu untersuchen. Hier ragt vor allem sein Privatstudium der bahnbrechenden mengentheoretischen Topologie Felix Hausdorffs heraus.
Ästhetik und Politik bei Walter Benjamin und Salomo Friedlaender
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Walter Benjamin hat sein Denken und Schreiben verschiedentlich als Ausdruck von extremen Konstellationen gedeutet. Doch welche konkreten Schreibverfahren resultieren daraus? Die Studie untersucht diese Frage anhand einer einflussreichen intellektuellen Begegnung, die in der Benjamin-Forschung bisher kaum berücksichtigt wurde: Benjamins Rezeption von Salomo Friedlaenders ‚Schöpferische Indifferenz‘. Entlang einer vergleichenden Untersuchung wird gezeigt, wie beide Autoren die Denkfigur der ‚Polarität‘ als zeitdiagnostisches Erkenntnismedium nutzen, um die Krisen, Spannungen und Extreme der Zeit auf ihren Begriff zu bringen. Mit den Untersuchungen von konkreten Einflüssen und intertextuellen Verweisen erschließt die Arbeit einen Knotenpunkt der kleinteiligen intellektuellen Debatten, in denen Benjamins Schriften verortet sind und leistet zugleich einen Beitrag zur Wiederentdeckung des Philosophen und Schriftstellers Salomo Friedlaender.