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Der Sammelband widmet sich in theoretischen Situierungen und historischen Fallstudien dem Schreiben von Kollektiven im doppelten Sinne. Die Beiträge beleuchten die Praktiken, Inszenierungen und Hierarchien unterschiedlicher Akteur:innen, die in gemeinsamen, nachträglichen oder konfligierenden Schreibzusammenhängen interagieren. Die Frage ist dabei, wie kollektive Textproduktion vor sich geht, wie einzelne Versatzstücke oder ganze Werke zwischen unterschiedlichen Akteur:innen zirkulieren und wer durch diese textuelle Bewegung wie verändert wird. Berücksichtigt wird auch das symbolische Potenzial, durch das Kollektivität zum textpolitischen Moment wird: Wer tritt aus dem schreibenden Kollektiv an die Öffentlichkeit? Wer wird Autor:in? Wer wird vergessen?
In vier exemplarischen Lektüren wird die Konstellation zwischen Text- und Weltverstehen bei Autoren aus dem 16. bis zum 20. Jahrhundert ausgelotet, wobei sich für jeden Autor eine sprachliche Grundfigur unverständlichen Schreibens bestimmen lässt: Die ruminatio (Fischart), der Vergleich (Hamann), die Frage (Kafka) und die Ellipse (Celan). Ausgehend von den Schreibweisen und ihren Darstellungslogiken werden die tragenden Themen und Problemhorizonte sowie die poetologischen Reflexionen über Unverständlichkeit im jeweiligen Werk untersucht.
Aus interdisziplinärer Perspektive versammelt dieser Band zwölf Beiträge, die die ästhetischen, sozialen und politischen Dimensionen von Bewunderung in einem historischen Rahmen von 1600 bis zur Gegenwart untersuchen. Dabei stehen historische Konzepte des Subjekts ebenso wie unterschiedliche Formen der (Selbst-)Modellierung im Zentrum des Interesses. Frühneuzeitliche ›Wunderkinder‹ und Fanfiction werden hinsichtlich ihres vergemeinschaftenden Potenzials untersucht, Ästhetiken in Film, Literatur und Mode werden mit Blick auf Strategien der Provokation von Bewunderung analysiert und auf Bewunderung abzielende Praktiken der Selbstinszenierung am Beispiel von Autobiografien und Social-Media-Performances betrachtet. Mit Beiträgen von u.a. Adrian Daub, Philipp Ekardt, Michael Gamper, Julia Fawcett, Sighard Neckel und Anita Traninger.
In ähnlicher Weise folgen Leser*innen den arrangierten Wechselfällen des Zufalls gespannt, selbst dann wenn ein gutes Ende bereits absehbar ist. Werden Abenteuerheld*innen auf die Probe gestellt und von ihnen ersehnte Erfahrungen aufgeschoben, erweisen sich psychologische Konzepte wie Angstlust und Vorlust als aufschlussreich. Antriebsmomente der Erzählung und begehrliche Lektüre sind dabei eng verknüpft. Der Sammelband widmet sich dieser Konstellation von Erleben, Erzählen und Lesen in historischer Perspektive: Vom Zusammenspiel von Reise und Eros im antiken Roman über das phantasmatische Begehren Don Quijotes bis zu innovativen Spannungsmodellen der Moderne.
Autor:innenbilder und -inszenierungen nehmen Einfluss darauf, wie wir Texte lesen. Diesen ‚Bild-Text-Relationen‘ widmet sich der Sammelband: Er fragt danach, wie die Bilder, die wir von Autor:innen haben und die diese und andere entwerfen, sich zu deren Texten verhalten. Im Fokus stehen Formen und Funktionen intra- und extraliterarischer Inszenierung von Autor:innenschaft sowie Medien und Medialität der Inszenierung. Untersucht werden Historizität, Typologie und Formenrepertoire von Inszenierungspraktiken ebenso wie Dynamiken von Innovation und Nachahmung. In den Blick rücken mediale Formate wie Literatur, Brief, Blog, Poetikvorlesung, Comic und Fotografien vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Nordafrikanische Landschaften, Stadtansichten der Seerepublik Karthago, pompöser Reichtum und kulturelle Artifizialität in Speisen, Sitten und Kleidung, monumentale Schlachten, grausame Bilder des Krieges und der ausschweifenden Gewalt an Mensch und Tier bilden die Szenen des neuen Romans. »Leute von schlechtem Geschmack« sind nach Flaubert solche, die »verschönern, reinigen und sich illusionieren, die verändern, kratzen und wegnehmen« und gleichwohl meinen, sie seien Klassiker. Die Aufsprengung der normativen Antike-Ansicht bedeutet für Flaubert, Klischees und abgenutzte Phrasen aufzubrechen sowie neue Sprachformen zu erfinden. Er eröffnet damit den Blick auf eine archaische Antike und auf das Phänomen der Gewalt in der Moderne.
Die Studie geht der Neuordnung des Gefühlswissens auf der Epochenschwelle in einem Querschnitt durch die Literatur um 1830 nach. Anhand von Lektüren der frühen Lyrik Heinrich Heines, der Prosaschriften des Jungen Deutschland und der Dramen Georg Büchners fragt sie nach den ästhetischen Formen, den sozialen Einsätzen und vor allem den wissenshistorischen Anschlüssen, in denen sich die Umgestaltung der Passionen poetisch manifestiert. Damit erweitert sie die Literatur- und die Kulturgeschichte der Liebe um eine wesentliche Station.
Die Literatur wird in diesem Zusammenhang zum Seismografen und Aushandlungsraum im Spannungsfeld zwischen individueller Erzählung, ökonomisierter Medizin, politischen Debatten und Fiktion. Die analysierten literarischen Texte loten aus, was es bedeutet, dass der Tod sich unserer Erfahrung entzieht, nehmen gleichwohl die Herausforderung dieser Darstellungsproblematik an und zeigen neue Ästhetiken und Schreibweisen des Sterbens auf.