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Warum ist die Topologie in unserer globalisierten Kultur so zentral? Aus verschiedenen disziplinären Blickwinkeln und mit Fokus auf dem 20. Jahrhundert wird in diesem Band das Topologisch-Werden der Kultur untersucht und mit der sprachlich bedingten Tropologie in ein Verhältnis der reziproken Vermittlung gebracht. Gerade wegen ihrer tropologischen Verfasstheit und der Multiplizität möglicher interner wie externer Bezüge und Strukturierungsmöglichkeiten bieten literarische Texte ein besonderes Medium, um sich der topologischen Frage zu nähern: Wie kann man Relationen vor Elementen und Raum als Relationierung denken?
Gehandelt wird von der großen, weder auf menschliche Sozialität reduzierbaren, noch einfach in den Korrespondenzen der Natur aufgehenden Sympathie, zugleich davon, wie Literatur sie bewirkt. Im Gang durch das Sympathiedenken in Antike, Mittelalter und Früher Neuzeit, von den Stoikern über Hildegard von Bingen bis zu Shakespeare, wird deutlich, was – mit verheerenden ökologischen Folgen – seit dem 18. Jahrhundert in Vergessenheit geraten ist. Dabei zeigt sich eindrucksvoll, welche Rolle literarische Texte bei der Darstellung, Deutung, Erzeugung und Veränderung sympathetischer Einstellungen und Mentalitäten gespielt haben und wie sie das immer noch tun können.
Anhand von Gegenwartsliteratur und Populärkultur legt diese Untersuchung, die Literaturwissenschaft mit sozialwissenschaftlichen, ökonomiekritischen und psychoanalytischen Ansätzen verbindet, dar, dass Kultur in der Gegenwart in die kapitalistische Produktion integriert ist. Dabei vollzieht Schuller die historische Genese dieses Zustands und den Zusammenhang von Avantgardebewegungen, 1968 und dem Neoliberalismus nach und arbeitet kritisch die Geschichte marxistischer Literaturtheorie auf. Sein Projekt gründet auf den theoretischen Schriften Brechts, bezieht aber auch aktuelle Theoriedebatten, etwa um Mark Fishers Konzept des kapitalistischen Realismus, mit ein. Damit stellt Schuller der aktuellen Theoriemüdigkeit der Geisteswissenschaften einen neuen Begriff von Kultur als Moment des globalisierten Kapitalismus entgegen.
Es werden aufschlussreiche Stationen aus der Geschichte der Abenteuerliteratur beleuchtet. Anhebend mit der innovativen Figur des mittelalterlichen Ritters, der freiwillig in die Fremde zieht, um dort sein Glück zu finden – Reichtum, sozialer Status, erotische Erfüllung –, schlägt die Ringvorlesung einen großen historischen Bogen, der über die Übersteigerungen und parodistischen Brechungen der frühen Neuzeit, über Vagabunden und Entdecker bis zu Alltagsabenteurern und den invertierten Helden Kafkas führt.