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Die dramatischen Texte von Shakespeare, Diderot, Scribe und Wagner zeigen intertextuelle Linien zwischen den im Schlaf sprechenden Figuren auf. Ob in „Macbeth“, im „Rêve de D’Alembert“ oder im „Fliegenden Holländer“: Die Autoren nutzen Somniloquie, um tabuisiertes Wissen, artikuliert durch marginalisierte Sprecher:innen, vor Zeug:innen und Publikum zu inszenieren.
Diese Kommunikationssituationen werden sowohl im Kontext medizinischer (etwa zum Mesmerismus oder zu psychiatrischen Analysen von Esquirol und Charcot) als auch feministischer Diskurse (z. B. kritische Auseinandersetzungen mit Hysterie-Diagnosen und Frauenbildern in Aufklärung und Romantik) betrachtet.
In doppelter Weise werden deshalb die Anfänge der Globalisierung befragt: Denn zum einen sind die besprochenen Epen – Ovids „Metamorphosen”, John Miltons „Paradise Lost” und Stanley Kubricks „2001: A Space Odyssey” – selbst als Bezugspunkte der Literatur- und Kulturgeschichte zu verzeichnen, an denen historische Stadien und Prozesse der Globalisierung ablesbar sind. Zum anderen werden die erzählten Anfänge in diesen Werken in den Blick genommen, die in Weltanfängen und Kosmogonien das Weltganze konstruieren und vorstellbar machen. Zwischen der Konstruktion der Welt und der Artikulation ungleicher Machtbeziehungen werden im Epos so die Anfänge der Globalisierung auf neue Art lesbar.
„Konstantin Asadowski ist ein glorreicher Vertreter der weltberühmten russischen Intelligenzia, die zum ständigen Opfer der kommunistischen Machthaber im Laufe von 70 Jahren wurde“, so Efim Etkind 1990. Seine Inhaftierung 1980–1982 im sowjetischen GULAG führte zu einer großen Resonanz unter westlichen Intellektuellen. In Deutschland setzten sich unter anderen Heinrich Böll und Lev Kopelev für seine Freilassung ein; in den USA war es vor allem Joseph Brodsky, der 1981 in The New York Review of Books einen Artikel über Asadowski und seinen „Fall“ veröffentlichte. Später, während der Zeit der Perestroika, wurde Asadowski rehabilitiert und als „Opfer der politischen Verfolgungen“ anerkannt.
In ähnlicher Weise folgen Leser*innen den arrangierten Wechselfällen des Zufalls gespannt, selbst dann wenn ein gutes Ende bereits absehbar ist. Werden Abenteuerheld*innen auf die Probe gestellt und von ihnen ersehnte Erfahrungen aufgeschoben, erweisen sich psychologische Konzepte wie Angstlust und Vorlust als aufschlussreich. Antriebsmomente der Erzählung und begehrliche Lektüre sind dabei eng verknüpft. Der Sammelband widmet sich dieser Konstellation von Erleben, Erzählen und Lesen in historischer Perspektive: Vom Zusammenspiel von Reise und Eros im antiken Roman über das phantasmatische Begehren Don Quijotes bis zu innovativen Spannungsmodellen der Moderne.
Zwischen Adventure und Resolution Island liegt (auf dem Ausschnitt einer Karte, der auf der Vorderseite dieses Buches zu sehen ist) Doubtfull Island – und dies kann als Allegorie des vorliegenden Buches dienen: Zur Debatte steht, wie sich, mit den Namen der Schiffe von James Cooks zweiter Weltumseglung, nach denen auch diese Inseln benannt sind, Abenteuer und Rasterung zueinander verhalten. Oder: Unter welchen Umständen können voyages – und zwar Reiseerzählungen mehr als Reisen ›selbst‹ – abenteuerlich sein? Diese Frage wird hier, nach einer ersten allgemeinen Sondierung, anhand von verschiedensten Texten, von Logbüchern bis zu Romanen, beantwortet, die vor, während und nach zwei Reisen hergestellt wurden: im Rahmen eben von Cooks zweiter Weltumseglung (1772–75) sowie im Gefolge von Herman Melvilles individuell unternommener, ausdrücklich mit Cooks Reisen kontrastierter Pazifikreise (1841–44).
Hölderlins Aufenthalt in Bordeaux im Winter und Frühjahr 1802 hat die Forschung seit jeher vor Rätsel gestellt. Das einzige Zeugnis, das neben spärlichen Briefen erhalten geblieben ist, bildet eines seiner berühmtesten Gedichte, Andenken, in dessen Mittelpunkt die Darstellung der Stadt und des Flusses Garonne steht. Auf dem gleichen Blatt hat Hölderlin ein zweites Gedicht begonnen: Der Ister. Die Arbeit stellt die Frage nach dem Zusammenhang der beiden Stromgedichte und wendet sich in einem zweiten Schritt der Auslegung zu, die sie in Vorlesungen Heideggers während des Krieges erfahren haben. Das Ziel besteht in einer Befreiung Hölderlins von den Vorgaben der Philosophie Heideggers.
Die europäische Expansion setzte in der Frühen Neuzeit mit den Entdeckungs- und Eroberungsfahrten der Portugiesen und Spanier ein. Die Motivation für erdumspannende Prozesse zu dieser Zeit ist die Suche nach der Neuen Welt, im Geflecht von curiositas, Mission und ökonomischem Interesse. Die Studie konzentriert sich auf die geographische, rhetorische und visuell-mediale Erschließung und Darstellung von Erde und ,Neuer Welt‘ in den Epen Os Lusíadas von Camões und La Araucana von Ercilla und berücksichtigt zudem Ariosts Orlando furioso, Tassos Gerusalemme liberata und frühneuzeitliche dokumentarische Texte.