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Der Band erforscht zwei Modernisierungsetappen der russischen und ukrainischen Justiz. In Konkurrenz zur Literatur illustrieren Anwälte seit der Justizreform (1864) mit Fallbeschreibungen als »narrativen Übersetzungen von Rechtsordnung« ihre Plädoyers. »Recht und Rhetorik« wiederum untersucht ›Paratexte‹ wie den Justizjournalismus, die die jüngeren Rechtsreformen begleiten.
Die Autoren des Bandes zeichnen aus unterschiedlichen Fachperspektiven die kulturelle Konstruktion von Gerechtigkeitsauffassungen in der Geschichte und der Gegenwart Russlands nach. In der sprachlichen Artikulation von Normen, in den literarischen Narrativen, in den religiösen Vorstellungen von Gericht und Gnade, in der Praxis der Justiz und der Ausübung der Macht sowie in der philosophischen Reflexion über die Grundbegriffe einer Theorie der Gerechtigkeit wird ein Zusammenhang rekonstruiert, der sowohl das theoretische Nachdenken als auch die praktische Umsetzung von Gerechtigkeitsvorstellungen in der russischen Kultur und Gesellschaft prägt.
In diesem interdisziplinär orientierten Band soll der Ausweitung der Kulturtransferforschung auf den russischen Kulturraum Rechnung getragen werden. Die 16 Artikel vermitteln Einsichten in russisch-deutsche Kulturbeziehungen vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart und bieten innovative Konzepte ihrer Erforschung und Darstellung. Dabei überprüfen sie die Anwendbarkeit der hier entwickelten Theoreme an praxisbezogenen Beispielen.
Erstmals werden die intermediale Beziehung der neoprimitivistischen Bildkunst mit analogen Tendenzen in der Poesie der Symbolisten und Futuristen sowie die primitivistischen Tendenzen in der frühen Sowjetprosa untersucht.
Mediologische Einzelstudien untersuchen die Literatur als Ort, an dem die russische Kultur jene heiklen Effekte der Abstraktion und Differenz erzählerisch bewältigt, die durch die Visualisierung der Sprache durch Schrift und Typographie hervorgebracht werden. Als ein Beitrag zu einer russischen Kulturgeschichte des Sehens gewähren diese literarischen Poetiken Einblicke in die historische Dynamik von diskursiven Logiken (Liebe, Recht, Macht) und deren Darstellungsweisen in Film, Theater und bildender Kunst bis in die sowjetische und nachsowjetische Zeit.