Die aktuelle Krise der liberalen Demokratie ist in den Mittelpunkt der verfassungsrechtlichen, historischen, philosophischen, theologischen und politischen Analyse gerückt. Der Populismus und die wachsende Abneigung gegen politische Eliten und ihre Dominanz in den Volksvertretungen stellt zunehmend das Wesen der Repräsentanz und die Beziehung zwischen Repräsentanz und Demokratie in Frage. Die Gefährdung von repräsentativen Demokratien durch autoritär auftretende politische Führungsfiguren hat der berühmte Politikwissenschaftler Eric Voegelin (1901–1985) nach Überwindung des Faschismus in Europa mit den Worten beschrieben: “If a government is nothing but representative in the constitutional sense, a representative ruler in the existential sense will sooner or later make an end of it; and quite possibly the new existential ruler will not be too representative in the constitutional sense”.
Im 19. Jahrhundert vollzieht sich in der französischen Kunst ein bemerkenswerter Wandel: Das Ideal ästhetischer Lebendigkeit weicht der Manifestation der künstlerischen Mittel, die das Dargestellte seines vitalen Illusionismus berauben und als materiell Gemachtes hervorkehren. Die Repräsentation des Menschen verliert ihre Rolle als dominantes Sujet und wird in ihrer ›Wahrhaftigkeit‹ hinterfragt. Das Buch beleuchtet diese Entwicklung aus medizingeschichtlicher Sicht. Die Physiologie entwirft ein materialistisches und deterministisches Menschen- und Körperbild, das in Konkurrenz zur anatomischen Lehre tritt und Fragen der Darstellbarkeit, aber auch Willensfreiheit und Handlungsmacht aufwirft. Werkbeispiele aus der Zeit zwischen 1800 und 1900 zeigen auf, wie unterschiedlich die Kunst auf diese Verwerfungen reagierte – und neue Körperbilder entstanden.
Im zweiten Band seiner umfassenden Post-Systematischen Theologie auf Basis einer phänomenbasierten, narrativen Ontologie behandelt Mühling das trinitarische Liebesabenteuer Gottes von der Gotteslehre bis zur Hamartio logie. Innerhalb des Liebesabenteuers werden die Differenz in Gott in Form seiner dreifachen Personalität, Gottes narrative Einheit und Gottes Werdensei genschaften behandelt. Der Schöpfungsweg behandelt Gottes Fähigkeit zur Schöpfung, creatio ex nihilo und creatio continuata, die Schöpfung als imago trinitatis, Kosmologie, wirkliche Möglichkeiten, Engel und Außerirdische sowie biologische Evolution. Die Anthropologie des menschlichen Werdens inmitten der Geschöpfe behandelt den Menschen als imago personalitatis, seinen ausgedehnten Geist und sein leibliches »Seelen«, Vernunft, Wille und Affektivität, den menschlichen Prozess des Humaning, die Erschöpflichkeit seiner Geschöpflichkeit und eine umfassende Explikation der Sünde als Ver-rücktheit des Menschen im geschaffenen Gewebe. Der Band schließt mit Überlegungen zu einem ökologischen Ethos der Geschöpflichkeit. Stets spie len interdisziplinäre Überlegungen, v.a. zwischen Theologie, Philosophie und den Naturwissenschaften, eine wichtige Rolle.
Anders als heute war der Zirkus um 1900 überaus erfolgreich in Berlin – so erfolgreich sogar, dass er für das bürgerliche Literaturtheater eine bedrohliche Konkurrenz darstellte. Dies führte nicht nur zu Diskreditierungen des Zirkus in theaterinternen Debatten, sondern auch zu politischen Vorstößen von Bühnenverbänden gegen die Präsenz und Aufführungspraxis der Zirkusse. Doch obwohl die Theatergesetze zwischen 1880 und 1900 zu Lasten der Zirkusse verschärft wurden, war ihr Erfolg bis in die 1910er Jahre ungebremst. Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte sich das Kräfteverhältnis der beiden Theaterformen jedoch um. Das Buch beleuchtet die komplexe Verflechtung von Akteur:innen und Faktoren, die zu dieser Wende führten, und zeichnet ein Bild der Ausgangslage des heutigen Theatersystems im deutschsprachigen Raum, das heißt der Theaterpraxis wie auch des grundlegenden Förderverständnisses. Zudem gibt es Antworten auf die Frage, wie der Zirkus zu seinem Status als „niedere“ oder Nicht-Kunst kam.
What is love, what kinds of love are there, how do these relate, and how does the Christian tradition articulate the problem of love in view of the triangulation of self, neighbour and God? In short, what is the relationship between human love (eros) and divine love (agape)? This is the problem of love at the heart of the Chrisitan tradition in which God is love (1 Jn 4.8). A historical overview shows that four models have addressed the problem of love in tradition: univocity, equivocity, analogy and metamorphosis. In the first, eros and agape collapse into one reality. According to the second, eros and agape are mutually exclusive realities. In the third model, eros and agape relate in terms of similarities and only to a limited degree. The model of metamorphosis orients desire towards an integrative and higher transformation of eros and agape. This book develops the model of metamorphosis based on a philosophical reading of "On the Song of Songs" by Bernard of Clairvaux (1090–1153).
Diese Arbeit stellt einen neuartigen Ansatz vor, die symbolischen Strukturen, die der traditionellen chinesischen Tuschmalerei zugrunde liegen, zu verstehen und im interkulturellen Kontext zu vermitteln. Lichen Zhang nimmt damit eine substantielle Erweiterung von Ernst Cassirers Konzeption des menschlichen Geistes als einem universellen symbolischen Netzwerk vor und beweist stringent die Anwendbarkeit des symbolphilosophischen Konzepts auf die bildende Kunst. Das Buch stellt mit eindrucksvollen Bildbeispielen die weitreichenden Konsequenzen dieses neuen Blickwinkels anhand der traditionellen chinesischen Tuschmalerei dar. So wird der Einfluss, den chinesische Philosophien, Ethik, Religion, Gesellschaft und frühe Naturwissenschaften über die Jahrhunderte hinweg auf die Kunst hatten, durch systematische Aufarbeitung als Objektivierung einer geistigen Aktivität offenbar.
Die vorliegende Studie gilt der Wahrnehmungs- und Diskursgeschichte des hochalpinen Raums und seiner poetischen Inszenierung in der deutschsprachigen Literatur der Moderne. Waren die Alpen seit der Aufklärung als faszinierende Landschaft entdeckt worden, so trug die spätere ‚Eroberung‘ des Gebirges und seine touristische Erschließung ambivalente Züge: Die Wildnis wurde kulturell förmlich kolonisiert. Schon um 1900 gerät die Literatur daher in ein vielfach kritisches Verhältnis zu Elementen und Stereotypen des tradierten Alpenbildes. Im 20. Jahrhundert aber führen der Gebirgskrieg, die Mediengeschichte von Fotografie und Film und das Expeditionsbergsteigen zu neuer Faszination und neuen Entwicklungen des Diskurses über die Alpen. Die Arbeit verfolgt das Wechselspiel von kultureller Wahrnehmung und literarischer Inszenierung an einer Fülle von Texten und erforscht über deren „Poetik der Höhe“ eine weitgehend unbekannte Seite der literarischen Moderne.
Die Reihe der „Huizinga Schriften“, die Brill | Fink seit 2011 in Neu- und Erstübersetzungen vorlegt, findet ihren Abschluss mit dem siebten Band, der mit „Homo Ludens“ den Referenztext aller modernen Spieltheorien enthält. Dank Annette Wunschel, die für ihre Übersetzung von Huizingas „Kultur- und zeitkritischen Schriften“ 2016 mit dem Else-Otten-Preis ausgezeichnet wurde, liegen jetzt nicht nur Huizingas Hauptwerke „Herbst des Mittelalters“, „Erasmus“ und „Homo Ludens“ in einer gänzlich neuen Übersetzung vor, die durch ihre intendierte Nähe zum Originaltext dessen Lebendigkeit und Pointenreichtum bis in kleinste Nuancen zu erhalten vermag. Mit den erstmals übersetzten Briefen, den „Amerika“-Büchern und der Biographie des Künstlers Jan Veth eröffnet sich ein umfassender Blick auf das Werk des großen niederländischen Kulturhistorikers.
Versuch einer Bestimmung des Spielelements der Kultur. Mit der Rektoratsrede von 1933 "Über die Grenzen von Spiel und Ernst in der Kultur". Aus dem Niederländischen von Annette Wunschel
Der siebte und letzte Band der Reihe „Huizinga Schriften“ bringt die Neuübersetzung des berühmten „Homo Ludens“ von 1938, der das Denken des Spiels seither maßgeblich beeinflusst hat. Das Werk bestimmt Spiel als ein kulturkonstitutives Element und entfaltet dessen Formen in der Sprache, im Recht, im Krieg, in der Wissenschaft, in der Philosophie, im Sport und in der Kunst an Beispielen aus zahlreichen Disziplinen. Ergänzt wird diese wichtige Neuübersetzung durch die ebenso überfällige Übersetzung von Huizingas Rektoratsrede „Über die Grenzen von Spiel und Ernst in der Kultur“ von 1933, die im Deutschen bisher nur als Selbstübersetzung zugänglich war.
Der vorliegende Band verfolgt das Ziel, einen Überblick über das deutsche Kino nach 1990 zu geben, und zwar über eine Auseinandersetzung mit einzelnen Filmen, die diese umfassend, das heißt bezüglich ihrer Rezeption, ihrer Kontexte, ihrer Ästhetik, ihrer filmhistorischen Bedeutung etc., in den Blick nimmt. Insgesamt 30 Filme werden in 30 Beiträgen gesichtet.