Das Verhältnis von Einheit und Vielheit als ein Grundproblem der Philosophiegeschichte erfährt in den Werken von zwei der gegenwärtig einflussreichsten französischen Denker, Gilles Deleuze und Jean-Luc Nancy, eine je spezifische Reformulierung mit weitreichenden ontologischen sowie politischen Konsequenzen.
Durch einen innovativen, aber dennoch einführenden Vergleich kontrastiert und verschränkt Ralf Gisinger erstmalig Ansätze beider Philosophen, indem er sein originäres Konzept der »Pluralisierung« entwickelt. In einem Feld zwischen Allgemeinheit und Partikularität lassen sich so insbesondere klassische Kategorien der politischen Philosophie wie Identität, Subjekt oder Gesellschaft radikal neu begreifen.
Für Nietzsches Philosophie der tragischen Bejahung, die eine der Transformation ist, sind die Relationen zwischen dem Übermenschen und der ewigen Wiederkehr von enormer Bedeutung. Um diese herauszuarbeiten, untersucht die Studie die nietzscheanischen Menschentypen – ausgehend von der These, dass es Nietzsche immer um den schaffenden Menschen geht – vom »Heerdenthier« bis zum Übermenschen, sodass die mit ihnen verbundenen Dispositive (Metaphysik, Religion, Moral, Philosophie und Kunst) in Nietzsches Evaluation transparent werden.
Maurice Merleau-Pontys Werk zeichnet sich durch eine vielschichtige Thematisierung des Körpers aus. Vorliegende Untersuchung entfaltet den hierfür zentralen Begriff der Korporalität.
In seinen Schriften richtet Merleau-Ponty seine besondere Aufmerksamkeit auf die leibkörperliche Natur unseres Zur-Welt-Seins. Dieser Fokus auf die leibliche Erfahrung geht al lerdings mit einem Problem einher: Leib bleibt Medium unserer Erfahrung und ist daher durch ein notwendiges Entzugsmoment gekennzeichnet. Merleau-Pontys Antwort auf die Beschränkung leibtheoretischer Forschung ist die Öffnung zu einem systematischen Zusammenhang von Korporalität und Praxis. Vor diesem Hintergrund unterzieht die vorliegende Studie die Leib-Körper-Differenz einer Revision und schlägt infolgedessen die »korporale Differenz« zur Kennzeichnung der Ambiguität in der Erfahrung vor und führt zugleich Merleau-Pontys Philosophie der Korporalität ein, mit welcher insbesondere Kultur- und Sozialwissenschaften wichtige Impulse erhalten dürften.
Ob Neues erschaffen, erfunden oder entdeckt wird, stellt das Denken immer wieder vor ein Rätsel. Was ist das Neue? Kann es Neues in Kunst und Wissenschaft geben? Und was heißt es überhaupt, von »neu« und »alt«, von »erfinden« und »hervorbringen« zu sprechen?
Analogiebildungen sind nach Douglas Hofstadter und Emmanuel Sander konstitutiv für die Hervorbringung des Neuen und durchziehen die gesamte Erkenntnis in Alltagserfahrung, Wissenschaft und Kunst. Bei Gottfried Wilhelm Leibniz spielen Analogie und Kombination für die Erfindung neuer »möglicher Welten« eine ebenso zentrale Rolle wie die Schöpfung der Welt für die Idee des radikal Neuen. Im Sinne seiner Multiperspektivik werden in diesem Buch Kreativität, Erfindungskraft und analogisches Denken interdisziplinär analysiert, um aus verschiedenen Blickwinkeln die Entstehung des Neuen in Wissenschaft und Kunst auszuleuchten.
Mit Beiträgen von Horst Bredekamp (Kunstgeschichte, Bildtheorie), Rüdiger Campe (Literaturwissenschaft), Douglas Hofstadter und Emmanuel Sander (Kognitionswissenschaft), Jürgen Mittelstraß (Philosophie, Wissenschaftstheorie), Constanze Peres (Philosophie, Ästhetik), Martina Plümacher (Philosophie, Kulturphilosophie), Christina Schneider (Philosophie, Mathematik) und mit Einführungen von Martin Grötschel und Thomas de Maizière.
Widerspruch gegen Konsens dient der Durchsetzung von Interessen, dem ästhetischen Vergnügen und der Verbreitung der Wahrheit. Der Band wirft Schlaglichter auf die Geschichte einer vergessenen Schlüsselkategorie von der Klassischen Rhetorik bis zur Romantik.
Das Phänomen antikonsensualer Rede wird anhand des Begriffs der Paradoxie untersucht, der heute zumeist den logischen Widerspruch meint, im traditionellen Verständnis aber eine Rede oder eine These gegen (gr.
pará) eine allgemeine Meinung (gr.
dóxa) bezeichnet hat. Dabei werden verschiedene Praktiken antikonsensualer Rede nach ihrer Zwecksetzung und ihrer Formgebung unterschieden, die ihrerseits darauf hinweisen, in welchem Verhältnis Mensch, Sprache und Wahrheit jeweils gesehen werden. So wird erstmals ein Bogen von sophistischen Schaureden über moralphilosophische Lehren der Antike und der Renaissance bis hin zu den epochemachenden Aufwertungen des untersuchten Phänomens in Aufklärung und Frühromantik geschlagen.
Die Naturalisierung der Geschlechterordnung hat eine eminent politische Bedeutung. Dies lässt sich an der Geschichte der Geschlechter in vormodernen Gesellschaften beobachten, gewinnt aber auch in unseren Tagen erneut unerwartete Aktualität.
Die vermeintliche »Natur«-Ordnung der Geschlechter, die teils explizit behauptet, teils aber auch begründungslos vor-ausgesetzt wird, demonstriert die Wirkungsmacht von Naturalisierung in besonderem Maße. Gerade hier wird die Umwandlung gesellschaftlich-kulturell bedingter und historisch variabler Verhältnisse in vermeintlich ahistorische und invariable Naturgegebenheit und Naturnotwendigkeit exemplarisch deutlich. Der Band zeigt Strategien und Modelle der Naturalisierung der Geschlechterordnung sowie die Breite und Varianz der Geschlechterrollen vom Alten Testament und der klassischen Antike über naturphilosophische Spekulationen im Mittelalter bis in die Literaturen und die Kunst der Neuzeit.
Intermediale Dramaturgie, die heute ein medienübergreifendes Feld umfasst, wurde bislang in der Forschung vernachlässigt. Das mag auch daran liegen, dass es durch keine Einzelmedienstudie oder durch nur eine Disziplin erfasst werden könnte, sondern nach einer medienübergreifenden, interdisziplinären Betrachtung verlangt. Diese erfolgt hier in konkreten Fallstudien, die sich auf Theater, Tanz, Film, Fernsehen und Video beziehen, die ihrerseits intermediale Wechselspiele mit Musik, Malerei, dem Comic oder auch mit dem Internet implizieren.
Das Stichwort der ›Narben des Geistes‹ aus der Phänomenologie des Geistes nutzt die Untersuchung zu einer Kritik Hegels, die ihren Ausgang vom Verhältnis von Geist und Sprache, von Literatur und Philosophie nimmt.
Hegels
Phänomenologie des Geistes stellt bis heute den umfassendsten Versuch dar, einen für die Moderne gültigen Begriff der Erfahrung zu begründen. Unter dem Stichwort ›Narben des Geistes‹ greift die Untersuchung Hegels Ansatz auf, um ihn zunächst mit literarischen Texten von Sophokles, Diderot und Goethe und in einem zweiten Schritt mit alternativen philosophischen Modellen von Benjamin bis zu Foucault zu konfrontieren. Den Abschluss bildet die Frage nach Erfahrungsbegriffen vor (Montaigne), parallel zu (Hölderlin) und nach Hegels Zeit (Nietzsche). Das Ziel der Untersuchung besteht in einer Kritik des Hegelschen Erfahrungsbegriffs im Blick auf den ästhetischen Diskurs der Moderne.
Als Philosoph und einer der produktivsten Intellektuellen der Gegenwart bestimmt Slavoj Žižek das philosophische und politische Geschehen seit Jahrzehnten mit. Er schreibt umfangreiche philosophische Werke, daneben eine Vielzahl kürzerer Texte, hält Vorträge überall auf der Welt. Er ist ein YouTube-Star, Kulturkritiker, Kolumnist, Witzeerzähler. Egal ob man den erstaunlich produktiven, charismatischen Performer Žižek, dessen Denken zwischen Philosophie, Psychoanalyse, Populärkultur und Politik changiert, mag oder nicht: An ihm kommt niemand vorbei, der sich ernsthaft für philosophisches Denken interessiert. Die einen sehen in ihm einen Trickster, der wie ein Hütchenspieler Wahrheiten verschiebt und verschleiert, andere halten seine vor allem durch Hegel, Marx und Lacan geschulte Philosophie für revolutionär, lieben seinen Pointenreichtum und schwarzen Humor.