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Die hier versammelten Texte wollen zur Erforschung der historischen Kontexte und systematischen Grundentscheidungen, der werkgeschichtlichen Perspektiven der Willensthematik im Œuvre Ricœurs und nicht zuletzt zu einer Sondierung ihrer argumentativen Potentiale für aktuelle Debatten um Willens- bzw. Handlungsfreiheit sowie Probleme moralischer Verantwortlichkeit und Schuldfähigkeit beitragen. Historische Aufarbeitung und systematische Diskussion halten sich die Waage und sind stets miteinander verschränkt, wobei der durchgängige Schwerpunkt auf die entscheidenden Felder des Handelns und seiner leiblichen und affektiven Grundmomente gelegt wird.
Der Band fokussiert Gewalt als ein perspektivisches Phänomen, als erlittene, verübte oder aus der Perspektive Dritter erfahrene, etwa bezeugte Gewalt, ohne zu unterstellen, dass sich schlicht von der Gewalt reden ließe. Dass der Sinn der Gewalt immer perspektivisch erfahren wird, besagt nicht, dass zwischen Gewalt als Widerfahrnis, als Intention und als sozialem Ereignis ein unüberbrückbarer analytischer Abgrund bestünde, wie er handlungs- und diskurstheoretische Ansätze traditionell trennt. Vielmehr ist dem Sinn der Gewalt nur im Rückgang auf jenes Zwischenreich von subjektivem Sinn und objektiven Ordnungen auf die Spur zu kommen, in dem wir als leibliche Wesen der Welt Sinn abgewinnen, in dem aber auch unsere vielfältige Verletzlichkeit gründet.