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Der Band ist Auftakt einer mehrbändigen Edition mit den Schriften von Susan Taubes. Diese wird ihre wissenschaftlichen und literarischen Texte, die nur zum Teil zu Lebzeiten veröffentlicht worden sind, sowie Briefe und private Dokumente aus dem Nachlass umfassen und erstmals kommentiert vorlegen.
Die 124 in ihren Originalsprachen Englisch und Deutsch abgedruckten Briefe entstanden innerhalb eines halben Jahres, in dem die damalige Philosophiestudentin und der angehende Research Fellow räumlich voneinander getrennt lebten: in New York und Jerusalem. Neben Privatem werden in ihnen Fragen nach der Heideggerschen und Hegelschen Philosophie, Gnosis und Kabbala, sowie Judentum und Christentum thematisiert, eng verknüpft mit der Auseinandersetzung um das Verhältnis zwischen jüdischem Exil und deutscher Philosophie nach 1945. Zudem erhält der Leser Einblicke in die intellektuellen und kulturellen Netzwerke in den USA und Israel der fünfziger Jahre, die exemplarisch für die intellektuelle Geschichte von Kriegs- und Nachkriegszeit sind.
Ausgehend von den Grundlinien der Moderne untersucht Susan Taubes in ihren philosophischen Schriften Gnosis und Tragödie als kulturgeschichtliche Konstellationen und spürt verschwiegene Verbindungen zwischen jüdischer Erfahrung und deutscher Philosophie auf. Sie entwirft eine Theorie der Tragödie (Das Wesen der Tragödie, 1953), erschließt Die gnostischen Grundlagen von Heideggers Nihilismus (1954) und kommentiert Das Rätsel Simone Weil (1956). Methodisch zwischen Religionsphilosophie und Kulturwissenschaft angesiedelt, wird in Susan Taubes’ theoretischen Arbeiten aus der kritischen Auseinandersetzung mit Themen wie Entfremdung und Revolte, Nihilismus und Theologie einer Kulturtheorie der Moderne skizziert.
Wegweisend für Susan Taubes Profilbildung als Schriftstellerin wurden die in diesem Band versammelten zehn Erzählungen und das romanähnliche Prosastück, entstanden zwischen 1957 und 1969. Sie sind geprägt durch ein virtuoses Spiel mit Perspektiven und Erzählweisen in Verbindung mit ganz unterschiedlichen Schauplätzen und Sujets. Mit der Literatur schrieb Taubes ihre philosophischen Gedanken und Reflexionen fort. Ob im Ton der Groteske, des Absurden, des Traums oder Hellwachseins, des schwarzen Humors oder des grausamen Märchens: Dem Leser begegnen Inszenierungen von Fremdheit und Ortlosigkeit, des Ineinandergleitens von Leben und Tod, der Dialektik von Vernunft und Leidenschaft – und der Unmöglichkeit, die Geschichte eines Lebens als sichere und gradlinige Entwicklung zu erinnern und zu erzählen.