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  • Author or Editor: Thomas Macho x
  • Brill | Fink x
  • Primary Language: German x
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Politik und Technik des Schmerzes
Auf den ersten Blick mag die Folter als Prototyp grausamer und ungezügelter Gewalt erscheinen. Seit Ausgang des Mittelalters ist sie jedoch zu einer Herrschaftspraktik geworden, die sich immer stärker auf subtile Legitimationsstrategien und exakte Anwendungstechniken stützt. Der Band untersucht deshalb zunächst das Souveränitätstheater von Martyrium und Inquisition, alsdann die Zwingkraft und Eigendynamik von Folterbildern, die definitorische wie praktische Unverzichtbarkeit der Schmerzen für die Folter und schließlich deren Instrumentalisierung auf der Schau- wie Schattenseite der Macht. Die Folter stellt nicht nur Bestand und Form des Politischen auf eine harte Probe. Sie markiert auch die Grenzen des Rechts, des Wissens vom Menschen und aller dokumentarischen wie ästhetischen Darstellungsmittel. Wie und wieso sie – trotz Ächtung und Verbot – bis heute zum Inventar politischer Machtausübung gehört, versuchen die Beiträge des Bands zu klären.
Zeichen und Emotion. Die Logik einer kunsthistorischen Debatte
Author:
Ohne an die generalisierende Kritik der Ikonographie und Ikonologie anzuknüpfen, zeigt die Studie, dass Panofskys Vorstellung, der Stich repräsentiere das neuzeitliche Künstler-Gelehrten-Bewusstsein, die saturnisch-melancholische Genialität, in die Irre geht. Die Literatur zu dem bekannten Stich der Melancholie von Dürer erweckt den Eindruck, dass die Interpretationsbemühungen unabschließbar sind; beispiellos ist der Bücherberg, der zu diesem Stich angehäuft worden ist. Aber gerade die Frage, wieso der Stich zu immer neuen Interpretationen anregt, hat die vorgelegte Studie zum Ausgangspunkt gewählt. Das Ergebnis ist eine kritische, die Grenzen der ikonographischen Methode überschreitende Analyse des Zeichensystems und eine Neubewertung der Melancholie im Zuge der noch jungen Disziplin der historischen Emotionsforschung.
Mikrostrukturen des Wissens
Series:  Trajekte
Die Maxime „Der liebe Gott steckt im Detail“, unter die Aby Warburg 1925 sein Seminar über die italienische Kunst der Frührenaissance stellte, hat im Teufel ihren verschwiegenen Widerpart. Dies verweist auf eine doppelte Geschichte des Details: auf eine Erhebung zur Methode, die im noch so Unscheinbaren das Bedeutsamste wahrnimmt, wie auf eine Inkriminierung, die darin nur eine Bedrohung oder Störung des Überblicks sieht. Das kleine sprachliche Detail, das dieses vom Teil unterscheidet, macht einen Unterschied ums Ganze – und setzt in diesem Buch eine interdisziplinäre Recherche über eine spezifische Erkenntnistheorie und Optik in Gang. Sie interessiert sich für das Kleinste, für das scheinbar Marginale oder Unbedeutende, sie fokussiert Mikrostrukturen und dringt in die kleinsten Partikel der Dinge ein, die dabei zum Signum des Wissens werden.
Die Suche nach der Innenperspektive und ihre epistemologischen Folgen
Series:  Trajekte
Mit dem wachsenden Interesse für die Vorgänge des Lebendigen im 19. Jahrhundert rückten auch subjektive Erfahrungen in den Bereich lebenswissenschaftlicher Forschung.
Damit wurde nicht zuletzt die Frage nach der adäquaten Perspektive virulent, von der aus sich ein Wissen über diese Innerlichkeiten generieren ließe.
Das Buch nimmt in drei Fallstudien das neurologische Selbstexperiment Henry Heads, Jacques-Joseph Moreau de Tours’ psychiatrische Versuche, den Wahnsinn mit Haschisch zu modellieren, und Benjamin Paul Bloods philosophisch ambitionierten Lachgaskonsum in den Blick, deren Protagonisten sich allesamt dafür entschieden die Innenperspektive einzunehmen und an sich selbst zu experimentieren.
Über die Pathologisierung von Modernität
Ein neuer Blick auf die Entstehung der Modernität. Affairen zwischen experimenteller Psychiatrie und Ästhetik.
Als im Paris des 19. Jahrhunderts unvermittelt eine neue Experimentalkultur in der Medizin und die Crème aus Literatur und Kunst im Hôtel Pimodan auf der Île Saint-Louis aufeinandertrafen, entstand aus dieser Konstellation im Dämmer haschischgeschwängerter Abende die moderne Ästhetik. Die Auflösung des Ich durch die Psychopharmakologie, der künstliche Wahn, legte eine noch brisantere Entfremdung bloß, als die des Geistes von der Vernunft, nämlich die seiner organischen Grundlagen von ihm selbst. Nerval, Baudelaire, Rimbaud, dann auch Mallarmé, zogen daraus die poetischen Konsequenzen; moderne Literatur steht seither unter dem Unstern einer latenten Pathologie, die ihre Entstehungsgeschichte in sie eingesenkt hat.
Das Buch untersucht im ersten Teil die wissenschaftshistorischen (und kolonialen) Voraussetzungen dieser solitären Begegnung von medizinischem Experiment und poetischer Tradition, die bis an die Schwelle des Allgemeinen Krankenhauses in Wien ausstrahlen, wo ein junger Privatdozent der Neuropathologie später erstaunt feststellt, daß seine Krankengeschichten sich wie Novellen lesen.
Im zweiten Teil wird die Bedeutung einer drogeninduzierten »nervalen« Erneuerung der Poesie in den Werken der betroffenen Dichter selbst verfolgt, es zeichnen sich mit einemmal Nachhallmomente einer Urszene der Modernität ab, die bis heute nicht aufgehört hat, die traditionelle literarische Zeichenverwendung zu irritieren.

Philosophie der Blasenwirtschaft
Die Waffen des Landkriegs waren Kanonen und Bomben. Die Waffen des Weltwirtschaftskriegs sind CDS-Verträge und OTC-Geschäfte. Credit-default-swaps (CDS) versichern unvorhersehbare Zufallsrisiken bei der Vergabe von Krediten, und zwar nach dem Motto: Je höher das Risiko, desto größer der Zufall, desto höher der Gewinn, desto wichtiger, rechtzeitig auszusteigen, desto größer der Schaden für die Anderen. Over-the- Counter-Geschäfte (OTC) verabschieden sich völlig von den Börsen und finden nur noch kriegstaktisch zwischen den Finanzmarktteilnehmern selbst statt. Der CDS-Handel erzeugt eine Zerstörung, bei der es ausschließlich darauf ankommt, selbst nicht in der Nähe zu sein. Heiner Mühlmanns Buch verdankt solchem geldwirtschaftlichen Kriegshandwerk sein Leitmotiv. Es heißt »Tychetechnik«. Ein Neologismus, der Techniken beschreibt, die mit dem Werkstoff »Zufall« (gr. tyche) arbeiten. Kriegsstrategien dieser Art sind freilich nur kurzfristig kontrollierbar und erzeugen danach unkontrollierbares Zufallschaos. Europa war im Mittelalter eine einheitliche Kultur, spaltete sich danach in Nationalstaaten auf, erfand das Kriegsrecht, machte damit Krieg im Innenraum seiner einst einheitlichen Kultur zum Normalfall und versucht jetzt, in Zeiten eines wütenden Weltwirtschaftskriegs, mit hilflosen Mitteln zu seiner Einheit zurück zu finden. Aber die internationalen und global operierenden Finanzmärkte sind nicht mehr zu bannen.
Eine Geschichte der Orientierung
Author:
Magnetische Kräfte werden wahrgenommen mit Hilfe von Kompassen, die Orientierung in Raum, Zeit und in der Psyche bieten. Diese Orientierung erfährt radikale Veränderungen in Wechselwirkung mit der Verfeinerung der Instrumente und der Phänomene, die sie ermitteln. In elf Kapiteln erzählt dieses Buch die Geschichte des Magnetismus mit dem Fokus auf seiner Medialität.
Zur Figur des Primitiven in Ethnologie, Kulturtheorie und Literatur um 1900
Die europäische Faszination für das Primitive um 1900 gründete in der Begegnung mit einer Form von Kultur, die genau jenes mediale Apriori nicht besaß, das bis zum Aufkommen technischanaloger Medien das Leitmedium der eigenen Kultur gewesen war: die alphabetische Schrift. Die (alphabet-)schriftlosen Völker wurden nicht nur zum Objekt und Erprobungsfeld des wissenschaftlichen Einsatzes neuer analoger Medientechniken jenseits der alphabetischen Schrift, sie dienten zugleich auch als Metapher und Reflexionsfigur jener Medien selbst. Die medialen Bedingungen der Produktion von Wissen über das Primitive und der primitivistische Diskurs über die neuen Medien sind unmittelbar miteinander verknüpft.
Kleinste Zeiteinheit, Denkfigur, mediale Praktiken
Der Band erforscht das Interventionspotential kleinster Zeiteinheiten und fragt, wie literarische, musikalische und künstlerische Momentaufnahmen und Augenblicksaufzeichnungen mit Konzepten einer sprunghaften und diskontinuierlichen Zeitwahrnehmung korrespondieren.
Die Beiträge zeigen, inwiefern der aktuelle Erregungsdiskurs über die Tyrannei des Moments und den flüchtigen Augenblick einen historischen Index hat und immer von dem unterschwelligen Mitlaufen der Reflexion über Subjektivität begleitet ist. Es werden verschiedene Modi des Entzugs von Moment und Augenblick offengelegt und gezeigt, wie die Auseinandersetzungsgeschichte auf diese Unzugänglichkeit mit einem eigenen Bilddenken reagiert.
Mit Beiträgen von Eva Axer, Ursula Geitner, Toni Hildebrandt, Alexander Honold, Thomas Macho, Sigrid Nieberle, Birger Petersen, Eckhard Schumacher, Christian Wimplinger und Norbert Christian Wolf.
Zur Genealogie des möglichen Menschen
Schon beim frühesten Auftauchen des lateinischen Wortes »Potentialis« lässt sich eine entscheidende Ambiguität beobachten: Einerseits bezeichnet »Potential« etwas, das noch nicht aktuell ist, aber sein könnte, andererseits stellt »Potential« ein Merkmal der Macht und der Mächtigen dar. Diese Unschärfe und Doppelung ist nicht bloß ein sprachliches Merkmal, sondern hängt mit der Komplexität und gesellschaftlichen Reichweite symbolischer Praktiken zusammen. Im Kern geht es um die Materialität des menschlichen Potentials als eine Grundbedingung des Regierens. In interdisziplinären Fallstudien zur Transformation von Subjekten und gouvernementalen Kulturtechniken rekonstruiert der Band die Genealogie der Regierung von Kollektiven und Individuen in Spätantike, Mittelalter und Neuzeit. Hierbei zeigt sich eine der Urszenen der Biopolitik schon in mittelalterlichen Klöstern als menschlichen Perfektionsmaschinen und nicht erst im quantifizierenden Licht der Aufklärung. Zudem betonen neuzeitliche Verflechtungen von Literatur und Kunst mit Recht und Ordnung die gouvernementale Qualität ebenso umfassender wie unscharfer symbolischer Setzungen, die auch in Zeiten funktionaler Differenzierung noch fortwirken. Über die Zeiten hinweg erweist sich die Administration von Menschengekoppelt an das Versprechen von Sicherheit.