Wie lassen sich Fiktion und Wissen nicht als Gegensätze, sondern in ihrer strukturellen Verschränktheit fassen, das Fiktive nicht als Gegensatz, sondern als Mitgift von Wissen erfahren? Der Streit um die Wissenskultur in der abendländischen Tradition ist seit Platon nicht geringer geworden. Die Rede von harten und weichen Wissenschaften hält an. Die Texte des IV. Bands der Zürcher Gespräche haben in diesem Sinne eine politische Implikation. Sie richten sich gegen eine Reduktion der Wirklichkeit auf das rational Wissbare. Sie zeigen, wie die Rezeptivität der Sinne und die Produktivität des Verstandes als gleichwertige Instrumente der Erkenntnisgewinnung zusammenwirken. Anhand der Kraft metaphorischer Sprache, anhand narrativer Performanz, anhand von Dichtung und Mythen wird gefragt nach Figuren und Wirksamkeiten des Fiktiven.
Witze machen einen ungewohnten Gebrauch von unseren Sprech- und Denkgewohnheiten. Sie bringen unsere Annahmen von der Welt in eine Schräglage und schlagen Funken aus der Materialität unserer Kommunikation. Haben Witze eine grundsätzliche Affinität zur Kunst?
Die Beiträge fragen aus kunstwissenschaftlicher und philosophischer Perspektive nach der Beziehung zwischen dem Witz und den Künsten. So unbestreitbar der Unterhaltungswert von Witz ist, so umstritten ist heute sein künstlerischer Wert. Der auf Lachen abzielende Effekt gilt bestenfalls als angenehmes Beiwerk neben den ›eigentlichen‹ ästhetischen Qualitäten. Demgegenüber wird hier darüber nachgedacht, ob Witz nicht als genuine ästhetisch-philosophische Kategorie im Sprechen über Kunst begriffen werden kann. Mit Beiträgen von U. Blumenbach, S. Connor, S. Critchley, S. Foellmer, T. Hecken, C. Pareigis, S. Siegel u. a.
Wer entwirft eine gute Theorie eigentlich und warum? Was zeichnet sie aus, wenn sie Erfolg haben will? Welchen Jargon pflegt sie? Gibt es bestimmte ästhetische Qualitäten, die ihren »Appeal« bestimmen und den Grad der Zustimmung beeinflussen?
Welche affektiven Momente (Ängste, Lüste) transportiert eine Theorie - unerkannt - mit? Welche Aversionen legt sie offen? Gelingt es mit diesen Fragen einen neuen Blick auf ihre spezifischen Durchsetzungsmechanismen zu gewinnen?
Mit Beiträgen von:
Joachim Küpper, Gert Mattenklott, Jochen Hörisch, Helmut Pape, Erika Fischer-Lichte, Gerd Gigerenzer, Lorenz Engell.
Ausgangspunkt des Bands Ästhetik und Politik der Zerstreuung ist die Annahme, dass die produktive Instanz von Kultur ein anonymer Prozess diskursiver Zerstreuung und Zerstreutheit ist, dem als entgegengesetzte Operationen Formen von Sammlung und Konzentration entgegenwirken. Während letztere die Funktionen der Hierarchisierung, Totalisierung und Identifi zierung übernehmen, also Ordnung stiften in Bereichen, die eigentlich vom Prinzip der Dispersion gekennzeichnet sind, interessieren sich die Beiträge des vorliegenden Bands für ebenjene Momente kultureller Produktion, in denen das Prinzip der Zerstreuung entfesselt wird, Schlupflöcher findet, Grenzen überwindet und Fluchtlinien eröffnet. Angeregt von Überlegungen der Dortmunder Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Ute Gerhard widmen sie sich in exemplarischen Studien den Praktiken, Räumen, Diskursen und Subjektivitäten der Zerstreuung. Auf diese Weise tragen sie dazu bei, ihre spezifische Ästhetik und Politik genauer zu konturieren.
In den Begriffen Mythos, Geist und Kultur spiegeln sich die thematische Breite und der innere Zusammenhang des Denkens von Christoph Jamme, dem diese Festschrift gewidmet ist. Die versammelten Beiträge, unter anderem zur mythischen Rationalität und ihrer Transformation in der Moderne, zum deutschen Idealismus, zur Kulturtheorie und zu verschiedenen kulturellen Objektivationen in Literatur und Malerei, zeigen prismatisch die vielfältigen Formen der menschlichen Vernunft sowie die unterschiedlichen Richtungen und Wege ihrer Kritik.