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Die Beiträger denken Begründung konsequent als ein stets prekäres Unternehmen: Den Ungründen in Philosophie und Kunst nachzugehen meint nicht eine bloße Ablehnung von Gründen oder einen existenziell aufgeladenen Nihilismus. Im Unheimlichen, Unbegrifflichen oder Unbestimmten schwingt der Versuch (wie das Scheitern) der Entbergung, Konzeptionalisierung und Bestimmung immer mit. Genauso zeichnen sich Ungründe dadurch aus, dass das Negierte als Negiertes stets mitgeführt wird und wirksam bleibt. Ungründe sind immer noch Gründe – aber es sind prekäre, prozessuale, endliche Gründe, die den Anspruch, einen »guten Grund« zu liefern, auf je spezifische Weise einlösen.
Während man der Literatur gemeinhin ein offenes, dem Heterogenen verpflichtetes Denken zugesteht, sieht sich die Philosophie insbesondere in Gestalt des deutschen Idealismus immer noch häufig dem Totalitarismus-verdacht ausgesetzt, das Andere zugunsten systematischer Einheit zu neutralisieren. Vermag dieser schematische Gegensatz aber zu überzeugen? Die Beiträge dieses Bandes spüren Figuren, Theorien und Darstellungsformen des Anderen von Fichte bis Hegel und von Schiller bis Brentano nach, um das literarisch-philosophische Feld um 1800 jenseits dieser starren Frontstellung interdisziplinär zu erschließen.