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Abstract
Der Beitrag widmet sich dem Thema ‚Auslöschung‘ in mehrerlei Hinsicht. Im Fokus stehen die bewussten und bewusst inszenierten Prozeduren der Auslöschung als einem Teil des poetischen Prozesses. Zwei Beispiele möchte ich in diesem Zusammenhang analysieren. Im ersten Beispiel (BEI DEN ZUSAMMENGETRETENEN), einem Gedicht von Paul Celan, wird im Vergleich der verschiedenen Fassungen deutlich, wie das Korrigieren und Neuschreiben eines Gedichtentwurfes vor allem das Löschen konkreter biographischer Spuren bedeutet und dazu führt, dass die Sprachbilder deutlich reduziert werden. In einem zweiten Beispiel, einem Gedichtband von Uljana Wolf, geht es um eine besondere Form der Intertextualität, sogenannte Erasure Poetry, der Auslöschungsprozeduren und Überschreibungen zugrunde liegen. Hier sind es die Sonetts of a Portuguese von Elizabeth Barrett Browning, aus denen über die Übersetzung von Rainer Maria Rilke ein ganz eigener Text geschaffen wird, dessen Material jedoch zu hundert Prozent aus dem Ursprungstext besteht. Durch die Auslöschungsprozesse, die Verdichtungen darstellen und Neuakzentuierungen vornehmen, wird aus dem Vorhandenen ein neuer Text refabriziert.
Das Spektrum der Beiträge reicht von einer kritischen Auseinandersetzung mit Desideraten in der Editionspraxis über Fragen zur Mobilität und Identität sowie zur europäischen Moderne bis zu biografischen Einsichten. Die Autor:innen beschreiben differenzierte Möglichkeiten der Herangehensweise an unterschiedliche Textsorten und das Leben Joseph Roths im Kontext zeitgenössischer Diskurse über die Großstadt, den Film, das Hotel, den Faschismus, das Judentum und in Bezug auf Erzählformen. Mit Texten von Hans Richard Brittnacher, Armin Eidherr, Iris Hermann, Aneta Jachimowicz, Katarzyna Jaśtal, Maria Kłańska, Bastian Lasse, Heinz Lunzer, Victoria Lunzer-Talos, Rainer-Joachim Siegel.