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Thomas Mann etwa gewann daraus die geistige Grundlage für seine Betrachtungen eines Unpolitischen. Früher noch als Mann nahm Rilke begierig slavophiles Denken auf, das ihm vor allem von Lou Andreas-Salomé vor und während ihrer gemeinsamen Russlandreisen vermittelt wurde. Rilke schuf idealisierte Russlandbilder, die gegenüber der sozialen Realität der Zeit vollkommen blind waren. Seine Transformation des slavophilen Denkens diente ihm vor allem dazu, das eigene Schreiben zu reflektieren und zu begründen.
Im Mittelpunkt stehen Fragen nach Transferprozessen, Kulturmittlerinnen und Kulturmittlern, Netzwerken, Aufnahmekontexten, Adaptionen bis hin zu (kollektiven) Identitätsbildungsprozessen. Wie werden revolutionäre politische Ideen oder ästhetische Konzepte und Kunstauffassungen nach Westeuropa vermittelt, durch welche Medien oder Akteure? Wie und in welchen Kreisen werden diese Ideen und Diskurse europaweit aufgenommen? Darüber hinaus wird gefragt, inwiefern sich diese Transferprozesse auf Konstruktionen nationaler bzw. kultureller Identitäten oder Identitätszuschreibungen auswirkten. Wie transformierten sich beispielsweise Zuschreibungen an »Russland« und »Russen« im Zuge der Revolutionsereignisse aus deutscher Perspektive?